Was versteht man unter postpunktionellem Kopfschmerz?

Der postpunktionelle Kopfschmerz ist auch als postduraler oder postspinaler Kopfschmerz bekannt. Entstehen kann er nach einer Punktion in die Rückenmarkshaut bzw. des Liquorraumes, der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, die ebenfalls als Nervenwasser bezeichnet wird. Dabei spielt es keine Rolle ob die Punktion für eine Diagnose oder eine Therapie erfolgt.

Wodurch postpunktionelle Kopfschmerzen entstehen

Zurückzuführen sind die postpunktionellen Kopfschmerzen auf die Einstichstelle, die sich nicht schließt. Durch diese Öffnung tritt Nervenwasser aus, die Folge ist ein Unterdruck. Dabei versucht das Gehirn mit weit gestellten Gefäßen den Unterdruck auszugleichen. Durch diesen Druck wird das Hirn nach unten verlagert, also in Richtung Steiß. Dabei entsteht ein Zug auf Strukturen, die sehr schmerzempfindlich reagieren, wie beispielsweise

  • Hirnhaut,
  • Gefäße und
  • Nerven,

wodurch diese Art der Kopfschmerzen auftreten.

Wie sich postpunktionelle Kopfschmerzen entwickeln

Innerhalb von fünf Tagen entwickeln sich postpunktionelle Kopfschmerzen. In verstärktem Maß treten sie innerhalb von 15 Minuten auf, wenn man sich aus einer liegenden Position aufrichtet. Nach dem Hinlegen nehmen die Kopfschmerzen wieder ab. Begleiterscheinungen können dabei unter anderem eine

  • Photophobie (Lichtscheu),
  • Hypakusis (Schwerhörigkeit),
  • Tinnitus (Ohrgeräusche) oder
  • Übelkeit

sein. Postpunktioneller Kopfschmerz lässt sich nicht genau lokalisieren. Einige Patienten klagen über Schmerzen, die den ganzen Kopf betreffen, andere über Schmerzen der Stirn und wiederum andere Patienten über Schmerzen im Hinterkopf. In der Regel verschwinden die Kopfschmerzen innerhalb einer Woche von alleine.

Therapieformen bei postpunktionellem Kopfschmerz

Sollte der postpunktionelle Kopfschmerz nicht von alleine abklingen, so kann eine Therapie weiter helfen. Hier finden sich gleich mehrere Therapieformen, die angewendet werden, wie folgende Aufstellung zeigt:

  • Kausale Therapie: Kommt zum Einsatz, wenn sich das Dura-Leck nicht von selbst verschließt. Hierbei wird ein so genanntes blood patch (epidurale Eigenblutinjektion) verwendet. 15 Milliliter Eigenblut werden in den rückwärtigen Epiduralraum eingebracht und zwar in Höhe der Punktion. Das Blut gerinnt kurz danach und das Leck schließt sich. Bei mehr als 80 Prozent soll die Erfolgsquote liegen. Der postpunktionelle Kopfschmerz klingt meistens innerhalb von 48 Stunden nach Verschließen des Lecks ab.
  • Symptomatische Therapie: Hierbei ist die Therapie auf das Krankheitszeichen ausgerichtet. Vor allen Dingen Bettruhe wird dabei verordnet. Ebenfalls hält die Literatur einige Empfehlungen bereit, wie täglich drei Mal 350 mg Theophyllin oder täglich drei Mal 200 mg bis vier Mal 300 mg Coffein.
  • Spezielle Schmerztherapie: Diese Therapie wird eingesetzt, wenn die Kopfschmerzen weiter anhalten. Diese Art des Kopfschmerzes kann ebenso als posttraumatischer Kopfschmerz bezeichnet werden und dementsprechend die Behandlung erfolgen.

Behandlung anhaltender Kopfschmerzen

Die therapeutische Lokalanästhesie hat sich bei anhaltenden Kopfschmerzen bewährt. Die Behandlung erfolgt dabei mit einem örtlichen Betäubungsmittel, wobei ein bis zwei Mal pro Tag alle Nerven an ihrem Austrittspunkt blockiert werden. Es werden hierbei alle Nerven blockiert, die für die empfindliche Versorgung des Schmerzbereiches verantwortlich sind.  Sollten die Schmerzreizpunkte und der Schläfenbereich mit betroffen sein, so werden sie ebenfalls mit einbezogen. Wechselseitige, serielle Blockaden sind gleichermaßen nützlich, die im seitlichen Halsbereich vorgenommen werden, die eine vegetative Schaltstelle darstellen.

Besteht der postpunktionelle Kopfschmerz längere Zeit, kann davon ausgegangen werden, dass schon ein Chronifizierungsgrad II oder III, gemäß der Mainzer Stadieneinteilung, besteht. Eine rein körperliche Behandlung wird bei diesen Fällen kaum noch Erfolg bringen. Die Behandlung erfolgt dann mit einer speziellen Schmerzpsychotherapie, die mit psychologisch/psychotherapeutischen Interventionen kombiniert wird. Diese Behandlung erfolgt meistens stationär, da es in dieser Richtung nur eine geringe Zahl von niedergelassenen Psychologen gibt, die über eine dementsprechende Ausbildung verfügen.