Kapselfibrose nach Brustvergrößerung

Eine Brustvergrößerung oder auch die Rekonstruktion der Brust nach Unfällen oder Erkrankungen gehört heute zu den Standard-Eingriffen. Dennoch handelt es sich um eine OP und mit dieser gehen verschiedene Risiken für die Gesundheit einher. Ein in den letzten Jahren häufig auftretendes Problem war die Kapselfibrose nach der Brustvergrößerung. Sie bildet sich in 60 Prozent der Fälle binnen sechs Monaten nach der Brustvergrößerung aus, in 90 Prozent der Fälle tritt sie binnen eines Jahres nach dem Eingriff auf.

Was ist die Kapselfibrose?

Eine Kapselfibrose kann nicht nur nach der Brustvergrößerung auftreten, sondern nach jedem Eingriff, bei dem Fremdkörper in den Körper eingebracht werden. Die Implantate werden vom Körper mit einer dünnen Schutzhülle umgeben. Dadurch wird das Implantat abgekapselt. Da an der Bildung dieser Hülle Fibroplasten beteiligt sind, wurde der Name Kapselfibrose eingeführt.

Wie genau es zur Kapselfibrose kommt, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Es gibt aber erste Theorien, welche Ursachen die Kapselfibrose nach der Brustvergrößerung haben könnte:

  • Austritt des Silikons aus den Implantaten
  • allgemeine Reaktion auf den Fremdkörper
  • Blutergüsse
  • Autoimmunerkrankungen
  • genetische Faktoren
  • Infektionen
  • Oberfläche der Brustimplantate

Tatsächlich ist es so, dass ältere Brustimplantate eine sehr glatte Oberfläche aufweisen und deshalb vom Körper schneller als Fremdkörper angesehen und abgekapselt werden. Neuere Implantate sind dagegen häufig mit einer aufgerauten Oberfläche versehen, die vom Körper nicht so häufig als Fremdkörper erkannt wird.

Ebenfalls zeigten sich in Studien geringere Kapselfibrose-Raten, wenn die Implantate unterhalb des Brustmuskels eingesetzt wurden. Dies soll daran liegen, dass der Muskel sehr gut durchblutet ist und die Implantate somit besser vor Bakterien geschützt werden.

Stadien der Kapselfibrose nach Brustvergrößerung

Insgesamt unterteilt man die Kapselfibrose heute in vier Stadien, die nach dem Entdecker Baker benannt wurden:

1.    Kapselfibrose nach Baker I
2.    Kapselfibrose nach Baker II
3.    Kapselfibrose nach Baker III
4.    Kapselfibrose nach Baker IV

Im Stadium I ist nur eine sehr dünne Schicht über den Implantaten vorhanden. Diese wird kaum spürbar, ist oftmals nur im Ultraschall erkennbar. Die Patientin bemerkt häufig nichts von dieser Form der Kapselfibrose. Meist sind weitere Behandlungen nur nötig, wenn Beschwerden auftreten.

Im Stadium II ist die Kapselfibrose nach Brustvergrößerung eventuell zu ertasten, sie ist aber nicht sichtbar. Sie kann ebenfalls mit einer Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden. Im Stadium III lässt sich die Kapselfibrose bereits ertasten, die Verhärtung der Implantate ist deutlich zu spüren. Patientinnen klagen oft über Schmerzen, insbesondere bei Bewegungen und Belastungen.

Schließlich folgt das schwerste Stadium IV, bei welchem die Kapselfibrose nach der Brustvergrößerung nicht nur deutlich zu ertasten ist, sondern auch sichtbar wird. Die Kapselfibrose ist stark ausgebildet und kann das Implantat zusammenquetschen. Nicht selten wird es dabei in Kugelform gebracht, wobei vom Tennisballphänomen die Rede ist. Die Gefahr, dass die Brustimplantate platzen, ist real. Schmerzen treten nicht nur bei Belastungen auf, sondern oft schon im Ruhezustand.

Behandlung der Kapselfibrose

Die Kapselfibrose nach Brustvergrößerung kann auf verschiedene Weise behandelt werden. Dies richtet sich nach der Stärke der Ausprägung der Kapselfibrose. Spätestens ab dem Stadium III sollten die Implantate laut Experten jedoch ausgetauscht werden.

Bei den leichteren Formen der Kapselfibrose nach der Brustvergrößerung können endoskopische Maßnahmen greifen. Ein kleiner Hautschnitt reicht aus. Minimal-invasiv wird die Schutzhülle um die Implantate anschließend eingeschnitten, um den Implantaten wieder mehr Platz zu verschaffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kapselfibrose nach diesem Eingriff erneut auftritt, ist allerdings sehr hoch.

Geringer wird das Risiko, wenn kleinere Implantate verwendet werden, diese unter dem Brustmuskel eingesetzt werden oder auch modernere Brustimplantate eingesetzt werden. Letztere zeichnen sich durch die raue Oberflächenstruktur aus, die der Körper nicht so schnell als Fremdkörper erkennt.

Sollte es trotz entsprechender Gegenmaßnahmen erneut zu einer Kapselfibrose nach der Brustvergrößerung kommen, sollten die Implantate gänzlich entfernt werden. Eine Garantie, die die Kapselfibrose ausschließt, kann nämlich kein einziger Chirurg geben.