Wer sich blind auf seinen Arzt verlässt, ist oft schlecht beraten. Immer häufiger werden falsche oder unnötige Arzneimittel verschrieben. Im vergangenen Jahr zeigte etwa eine Studie, dass jedes dritte Antibiotikum, das verschrieben wurde, unnötig gewesen sei. Damit werden aber die gefürchteten antibiotikaresistenten Keime gefördert, bei Kindern können sich sogar langfristige Folgen ergeben. Bei Senioren soll jedes dritte Rezept unnötig gewesen sein, wie eine Erhebung aus 2013 ergab.
Eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) der Techniker Krankenkasse (TK) kam jetzt zu dem Ergebnis, dass nicht nur unnötige Mittel an Senioren ausgegeben werden, sondern oft auch die falschen. Dafür wurden die Verordnungszahlen der TK von 2008 bis 2012 analysiert.
Jeder fünfte Senior bekommt falsche Medikamente
Im Ergebnis hieß es dann, dass fast jeder fünfte Senior (19 Prozent) falsche Medikamente erhielt. Diese seien entweder für das Alter (untersucht wurden Verordnungen für Personen über 65 Jahre) ungeeignet oder hatten gefährliche Neben- und Wechselwirkungen. 2012 sollen 1,8 Millionen Patienten jenseits der 65 Jahre betroffen gewesen sein. Frank Verheyen, Leiter der WINEG, erklärte, dass ein leichter Abwärtstrend zu verzeichnen sei, aber dennoch zu viele kritische Medikamente verschrieben werden.
Dabei sei schon länger bekannt, dass Kinder und Senioren auf Medikamente stellenweise anders reagieren, als Erwachsene im mittleren Alter. So verlangsamt sich der Stoffwechsel mit zunehmendem Alter und einige Wirkstoffe können dadurch nicht mehr so gut aufgenommen oder auch abgebaut werden. Vermehrte Stürze, Nierenschäden und sogar Magenblutungen können die Folgen sein.
Liste für riskante Medikamente vorhanden
Besonders erschreckend an dem Ergebnis der Studie ist, dass bereits seit 2010 eine Liste besteht, aus der hervorgeht, welche Wirkstoffe für Senioren ungeeignet sind. Die als Priscus-Liste bekannte Auflistung weist 83 Arzneimittel aus, die für Senioren potenziell gefährlich werden können. Daher sollen diese vom Arzt erst nach einer genauen Nutzen-Risiko-Analyse verordnet werden.
Hauptsächlich finden sich auf der Liste Medikamente gegen Bluthochdruck, Schmerzmittel und Depressionen. Gleichzeitig werden Alternativen aufgezeigt, die für die Senioren besser verträglich sein sollen. Trotzdem hat sich die Verschreibungsmentalität der Ärzte kaum geändert, wie Verheyen zusammenfasst.