Keuchhusten galt lange Zeit als Kinderkrankheit. Die dauernden Hustenattacken, die teils mit Erbrechen und keuchenden Geräuschen einhergehen, sind vor allem in Kindertagesstätten ein Schrecken. Doch auch Erwachsene leiden immer häufiger unter Keuchhusten. Dabei zeigen die erwachsenen Patienten aber nicht immer eindeutige Symptome, so dass die Ärzte hinter den Hustenattacken zunächst oft andere Erkrankungen vermuten.
Keuchhusten – hilft eine Impfung?
Grundsätzlich gibt es einen Impfstoff gegen Keuchhusten. Allerdings sind die Impfquoten zu gering, wie Wiebke Hellenbrand, Infektionsexperten beim Robert-Koch-Institut (RKI), bestätigt. Zwar sind gut 95 Prozent der Vorschulkinder gegen die Pertussis geimpft, aber beim Impfschutz von Jugendlichen und Erwachsenen sieht es deutlich schlechter aus.
Hinzu kommt, dass auch Patienten, die schon einmal unter Keuchhusten litten, nicht automatisch gegen diesen immun werden. Auch die Impfung bietet nur für maximal zehn Jahre Schutz, muss also regelmäßig aufgefrischt werden. Doch gerade Erwachsene nehmen es mit der Auffrischung nicht so genau. Und dort, wo weniger aufgefrischt wird, werden auch mehr Fälle diagnostiziert, weiß Lungenspezialist Thomas Voshaar von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zu berichten.
Während bei Kindern und Jugendlichen häufig ein Kombi-Wirkstoff geimpft wird, der neben Keuchhusten auch Wundstarrkrampf bekämpfen soll, ist dies bei Erwachsenen oft nicht der Fall. Für Jugendliche und Erwachsene ist die auch als „100-Tage-Husten“ bekannte Erkrankung meist nur lästig. Bei Säuglingen dagegen kann sie zu Atemstillstand, im schlimmsten Fall sogar zu tödlichen Komplikationen führen.
Zudem sind die Impfraten sehr unterschiedlich. In den östlichen Bundesländern liegen sie laut Hellenbrand bei Jugendlichen und Erwachsenen deutlich höher. Hier ist man dem Thema gegenüber aufgeschlossener, was wohl auch daran liegen könnte, dass es schon seit Längerem eine Meldepflicht für Keuchhusten gibt. Bundesweit wurde diese dagegen erst 2013 eingeführt.
Wie viele Keuchhustenfälle traten in der Vergangenheit auf?
Aufgrund der erst vor kurzem eingeführten bundesweiten Meldepflicht, sind die Daten für Keuchhusten-Diagnosen auch nicht wirklich aussagekräftig. Dennoch sind sie erschreckend. Alleine 2013 wurden dem RKI 10.450 Fälle gemeldet, ein Jahr später waren es bereits 12.300. Die Zahlen liegen aber bereits jetzt deutlich höher als bei der Masern-Welle in diesem Jahr, bei der 2.445 Fälle gemeldet wurden. Zudem werden die Diagnosen in den alten Bundesländern sicher noch nicht alle gemeldet, wie Hellenbrand vermutet. Das dauert erfahrungsgemäß immer einige Zeit, wenn eine neue Meldepflicht eingeführt wird.
Was tun gegen Keuchhusten?
Die bewährten Antibiotika helfen bei Keuchhusten nur bedingt. In den USA und Großbritannien ist man mittlerweile dazu übergangen, auch Schwangere gegen Keuchhusten zu impfen, um so die Gefahr für das Baby zu verringern. Allerdings sind die Ergebnisse dazu noch nicht vollständig ausgewertet.
Grundsätzlich lösen Bakterien den Keuchhusten aus, wobei es aber gar nicht die Bakterien selbst sind, sondern ein von ihnen abgegebenes Gift. Das ist auch der Grund, warum die Antibiotika nur eingeschränkt wirken können. Voshaar geht davon aus, dass die Zeit, in der eine Ansteckung Dritter erfolgen kann, durch die Antibiotikagabe binnen zwei Wochen nach der Infektion verringert werden kann. Allerdings fehlen auch für diesen Punkt noch wissenschaftliche Beweise.