Das Chronische Erschöpfungssyndrom, auch bekannt als Fatigue-Syndrom oder umgangssprachlich als Burnout, ist weit verbreitet. Personen, die darunter leiden, zeigen zumeist eher unspezifische Symptome. Am bekanntesten ist die anhaltende Müdigkeit, die oft einhergeht mit körperlicher und geistiger Erschöpfung. Auch die Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt. Hält dieser Zustand über mindestens sechs Monate an, so geht man vom chronischen Erschöpfungssyndrom aus.
Weitere Anzeichen können Gelenk- und Kopfschmerzen, angeschwollene Lymphnoten an den Armen und im Nacken oder ein wenig erholsamer Schlaf sein. Fatigatio ist eine Patientenorganisation für das Thema. Dort geht man davon aus, dass alleine in Deutschland gut 300.000 Menschen vom Burnout betroffen sind. Doch vielfach ist die Diagnose schwierig und an diesem Punkt setzt jetzt eine Untersuchung aus den USA an.
Chronisches Erschöpfungssyndrom führt zu Veränderungen im Gehirn
Dir Forscher rund um Michael Zeineh von der Stanford University School of Medicine schreiben im Fachjournal „Radiology“ über ihre Tests. Sie haben die Kernspintomografie und weitere Methoden an 15 Burnout-Patienten und 14 gesunden Personen getestet. Dabei zeigten sich bei den vom Burnout Betroffenen drei spezifische Veränderungen im Gehirn.
Die erste Veränderung betraf die weiße Substanz im Gehirn. Sie war bei den von Burnout Betroffenen in geringerem Maße vorhanden. Die weiße Substanz besteht aus Nervenfasern mit Myelin. Sie dient dazu, verschiedene Regionen im Gehirn miteinander zu verbinden. Diese Entdeckung kam für die Forscher nicht allzu überraschend, da man schon bisher davon ausgeht, dass sich das chronische Erschöpfungssyndrom auf eine chronische Entzündung zurückführen lässt. Und diese Entzündungen wirken sich im Hirn in der Regel auf die weiße Substanz aus.
Spezifische Veränderungen in der rechten Hirnhälfte bei Burnout
Im weiteren Verlauf der Untersuchungen gab es dann aber eine eher überraschende Erkenntnis. Eingesetzt wurde dafür die diffusionsgewichtete Kernspintomografie. Ziel ist es, die Bewegungen von Wassermolekülen sichtbar zu machen. Dabei stellte sich heraus, dass bei den Burnout-Patienten spezifische Veränderungen in der rechten Hirnhälfte auftraten. Auffälligkeiten wurden beim Fasciculus arcuatus entdeckt. Der Nervenstrang verbindet den Stirn- mit dem Schläfenlappen. Die Auffälligkeiten wurden vor allem bei Rechtshändern entdeckt.
Außerdem vermuten die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Schwere der Erkrankung und der Stärke der Veränderung. Bisher ist allerdings unklar, was genau man aus diesen Untersuchungsergebnissen ablesen kann.
Burnout bedingt zusätzliche Änderungen der grauen Hirnsubstanz
Das dritte Ergebnis der aktuellen Untersuchungen bezog sich auf die graue Hirnsubstanz der Patienten. Diese war in der Nähe des rechten Fasciculus arcuatus an gleich zwei Stellen verdickt.
Trotzdem betonen die Forscher, dass auch die Studie noch keine Erleichterung für die Patienten bedeutet. Die Diagnose des chronischen Erschöpfungssyndroms ist weiterhin schwierig. Bisher ist kein Biomarker im Blut bekannt, mit dem diese gestellt werden könnte. Allerdings könnte mit der Studie ein Ansatz geschaffen worden sein, um Burnout mit Hilfe bildgebender Verfahren besser diagnostizieren zu können. Besonders wichtig ist eine solch gesicherte Diagnose nicht nur für Ärzte, sondern ebenso für die Patienten selbst. Gerade im Anfangsstadium der Erkrankung werden sie oft als Hypochonder dargestellt.
Zu 80 Prozent konnte das chronische Erschöpfungssyndrom sicher in der Studie erkannt werden. Allerdings ist die Probandenzahl natürlich viel zu gering, um konkrete Aussagen treffen zu können. Die Forscher planen daher jetzt, eine größere Untersuchung anzustrengen, um ihre Erkenntnisse zu untermauern.