Nach Tumor- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht in Deutschland der Schlaganfall an dritter Stelle bei den Todesursachen. Oftmals bleiben dauerhaft Schäden nach einem solchen Anfall zurück. Nicht nur Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Gesicht, an Beinen oder Armen oder sogar die Lähmung einer kompletten Körperhälfte können Folgen sein, genauso können Schluckbeschwerden nach Schlaganfall auftreten. Bedingt ist dies durch Schädigungen im Gehirn, wobei der Schluckprozess nicht mehr richtig koordiniert werden kann. Jeder zweite Patient leidet nach einem Schlaganfall unter Schluckbeschwerden, die von Medizinern als Dysphagien bezeichnet werden. Bei rund 25 Prozent der Patienten können die Schluckbeschwerden nach einem Schlaganfall von Dauer sein, hierbei wird von der chronischen Dysphagie gesprochen.
Ohne Probleme schluckt ein gesunder Mensch am Tag bis zu 2.000 Mal Speichel, Getränke und Nahrung, ohne das er sich dessen wirklich bewusst ist. Der Schluckvorgang basiert vor allen Dingen auf Reflexen, obwohl es sich hierbei um einen äußerst komplizierten Prozess handelt, bei dem zahlreiche Muskeln zum Einsatz kommen. Die Muskeln werden dabei von unterschiedlichen Hirnzentren über Nervenbahnen gesteuert.
Welche Arten von Schluckbeschwerden nach Schlaganfall gibt es?
Bei einem Schlaganfall kommt es immer auf die Art und gleichermaßen auf das Ausmaß an, bei dem unterschiedliche Hirnzentren beschädigt werden, die für den Prozess des Schluckens verantwortlich sind. So können durchaus unterschiedliche Schluckbeschwerden nach Schlaganfall auftreten, die im Nachfolgenden kurz beschrieben werden.
Lähmungen:
Aufgrund der Lähmungserscheinungen haben Betroffene oftmals Probleme, im Mund Flüssigkeiten behalten zu können. Ebenso ist es für sie schwierig, den Brei aus Speisen zu einem Ballen zu formen, den sie schlucken können. Als Ursache ist hier zu sehen, dass die sensorischen und motorischen Bereiche der Hirnrinde geschädigt sind.
Gestörter Schluckreflex:
Schlimmer ist jedoch, wenn in Folge von Nervenschädigungen im Stammhirn der Schluckreflex funktionsunfähig ist bzw. nicht mehr vollständig funktioniert. Im Normalfall schließen sich die Stammlippen beim Schlucken und der Zugang zum Nasenraum wird vom Gaumensegel blockiert. Weiterhin wird der Eingang zur Luftröhre durch das Senken der Kehldeckel verschlossen, um somit das Eindringen von Flüssigkeiten und Speisen in die Atemwege zu verhindern. Der Speisebrei gelangt in die Luftröhre, wenn dieser Reflex gestört ist und es treten heftige Hustenattacken auf.
Lungenentzündungen:
Bei einigen Patienten kann zusätzlich noch der Hustenreiz ausgeschaltet sein, so dass aus der Lunge die Nahrungspartikel nicht mehr abtransportiert werden können und gefährliche Entzündungen die Folge sind. Als „stille Aspiration“ wird dieses Phänomen in Medizinerkreisen bezeichnet. Somit kann eine Lungenentzündung entstehen, die Aspirationspneumonie.
Flüssigkeitsmangel / Mangelernährung:
Leidet der Patient unter starken Schluckbeschwerden nach Schlaganfall, so können dem Körper zu wenig Flüssigkeit und Nahrung zugeführt werden. Bei einigen Betroffenen kann es außerdem noch zu Störungen des Geschmacks- und Geruchsempfindens kommen, wodurch der Appetit noch weiter reduziert wird und eine Mangelernährung auftreten kann.
Seelische Auswirkungen:
Menschen, die an Schluckbeschwerden nach Schlaganfall leiden, ist das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten oftmals sehr peinlich. Nicht nur das sie von Hustenattacken gequält werden, laufen ihnen aus Nase und Mund Flüssigkeiten und Nahrungsbrei. Dazu kommt noch die ständige Angst, dass sie sich verschlucken, so dass beim Essen die Ängste in wahre Panikattacken umschlagen können.