Ansteckungsgefahr durch Schuppenflechte – Wahrheit oder Mythos?

Die Veränderungen der Haut werden im Volksmund als Schuppenflechte bezeichnet. Bereits vor etwa zweieinhalbtausend Jahren waren diese Veränderungen der Haut als „psora“ (griechisch Krätze) bekannt. Eine Abgrenzung fand lange Zeit nicht von der Infektionskrankheit statt, die durch Krätzmilben verursacht wurde. Zu Verwechslungen kam es ebenfalls mit der von Bakterien verursachten Lepra (griechisch Aussatz) und das bis Mitte des 19. Jahrhunderts.

Gefühlsmäßig werden noch heute Menschen mit einer Schuppenflechte aus der Gesellschaft von Unwissenden ausgeschlossen. Eine Ansteckungsgefahr durch Schuppenflechte ist nicht zu befürchten. Wer von einer Schuppenflechte betroffen ist, bemerkt oftmals ein unmerkliches Abrücken oder verstohlene Blicke von anderen. Oftmals verbirgt sich dahinter eine natürliche Neugier, die zum Hinsehen drängt.

Die Arten der Schuppenflechte

Die Schuppenflechte, in Medizinerkreisen als Psoriasis bezeichnet, tritt in Europa etwa bei zwei Prozent der Bevölkerung mit weißer Haut auf. Sowohl Frauen, wie auch Männer sind gleichermaßen häufig davon betroffen. Die Schuppenflechte wird in folgende zwei Arten unterschieden:

  • Typ I: Erstmals tritt die Schuppenflechte des Typ I zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr auf, was bei etwa zwei Drittel der Betroffenen zutrifft. Wiederholt treten mehrmals im Jahr Schübe und ein ausgedehnter Befall auf. Die Schuppenflechte ist oftmals schon innerhalb der Familie bekannt und die Wahrscheinlichkeit ist wesentlich größer, davon betroffen zu werden, als wenn bisher noch keine Fälle bei Verwandten vorhanden sind. Die Hautveränderung ist meistens erblich bedingt und mit speziellen Untergruppen des HLA-Systems verbunden. Nachweisen lassen sich diese speziellen Merkmale durch die Leukozyten (Oberfläche der weißen Blutkörperchen).
  • Typ II: Der Typ II dagegen tritt bedeutend später auf, nämlich erst nach dem 40. Lebensjahr. Der Verlauf ist meistens abgeschwächter, doch können hierbei auch Gelenke und Nägel mit betroffen sein. Bei dieser Art der Psoriasis fehlen sowohl das charakteristische HLA-Muster, wie auch die Häufung innerhalb der Familie.

Welche Ursachen für Schuppenflechte verantwortlich sind

In Verbindung mit der Veranlagung der Psoriasis werden bisher Gene auf fünf unterschiedlichen Chromosomen gebracht und zwar den fadenartigen „Erbkörperchen“ des Zellkerns. Im Einzelnen ist bis dato noch nicht geklärt, welche Rolle diese für das Entstehen und den Verlauf der Krankheitsbildes haben. Damit die angeborene Bereitschaft offensichtlich wird oder ein neuer Schub entsteht, müssen von innen oder außen wirkende Einflüsse dazu kommen, das konnte bereits nachgewiesen werden.

Besonders vielfältig sind die Auslöser für diese Hautveränderung, die allerdings nicht immer auf alle und jeden zutreffen. Außerdem ist der Zusammenhang oftmals nicht ohne weiteres zu erkennen, da die Folgen meistens erst nach ein paar Tagen oder Wochen auftreten. Verschiedene Auslöser kommen für die Schuppenflechte in Frage, die allein oder kombiniert mit anderen Umständen die Hautveränderung zum Vorschein bringen und diese aufrecht erhalten können. Ausgelöst werden kann die Psoriasis beispielsweise durch

  • Hautschädigungen aufgrund physikalischer und chemischer Einwirkungen (zu scharfe Salben, Tattoos, Verbrennungen sogar durch zu viel Sonne, Einstichstellen durch Spritzen, Wunden, Verletzungen, starkes Kratzen, scheuernde Kleidung, BH, Gürtel, eng anliegende Armbänder und Co.),
  • Entzündungen der Haut durch Viren, Pilze, Bakterien, allergische Reaktionen,
  • Infektionen der Nasennebenhöhlen, Mandeln, Bronchien, insbesondere aufgrund spezieller Bakterien (Streptokokken), innere Organe, die von langanhaltenden Entzündungen betroffen sind und Viruserkrankungen, wie AIDS, Windpocken, Masern, Röteln, Gürtelrose,
  • Stoffwechselstörungen, wie hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft und Pubertät, Kalziummangel in ausgeprägter Form, Diabetes mellitus,
  • Medikamente, wie kortisonfreie Antirheumatika, ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Malariamittel, Lithium und
  • Stress durch Schwierigkeiten innerhalb der Familie, im Berufsleben und andere Belastungen.

Die Schuppenflechte kann von Generation zu Generation vererbt werden. Doch nicht immer sind die Nachkommen davon betroffen. Ist nur ein Elternteil daran erkrankt, müssen die Kinder nicht zwangsläufig die Veranlagung in sich tragen. Das Risiko für die Nachkommen erhöht sich allerdings, wenn beide Elternteile unter der Schuppenflechte leiden.