Hilfsbereitschaft und Mitgefühl werden durch Hirnaktivität beeinflusst

Den eigenen Freunden wird eher geholfen als Fremden, das entdeckten unter anderem die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Der Mensch ist eher bereit Freunden zu helfen, die man sehr gut kennt, als einem Fremden, der eventuell noch zu einer konkurrierenden Gruppe gehört. Bei Freunden werden andere Gehirnbereiche aktiviert. Die Forscher des Max-Plack-Instituts, kurz MPI, wiesen diesen Effekt in einer Studie mit Fußballfans nach.

Unter der Leitung von Tania Singer wurde die Untersuchung durchgeführt, dabei wurden die Teilnehmer beobachtet. Einem Fan aus den eigenen Reihen wurden Schmerzen zugefügt und sofort wurde das zuständige Gehirnareal der übrigen Fans aktiviert, das für Empathie verantwortlich ist und sie wollten dem Betroffenen helfen. Befand sich dagegen ein Fan aus der anderen Gruppe in derselben Situation, trat das ganze Gegenteil ein und es sprang das Areal an, welches schon früher mit Rachsucht verbunden wurde. Dem gegnerischen Fan wurde nicht geholfen.

Die Studie

Als Probanden wählten die Forscher des Leipziger MPI einen Fanclub einer heimischen Fußballmannschaft. Ein Mitarbeiter des Forscherteams wurde als weiterer Teilnehmer der Untersuchung vorgestellt, dem schmerzhafte Elektroschocks verabreicht wurden. Dabei wurde das Opfer in einigen Fällen als gleichgesinnter Fan der Fußballmannschaft dargestellt und in anderen hingegen als Fan eines rivalisierenden Fußballvereins. Die Entscheidung lag bei den Teilnehmern der Studie, ob sie dem vermeintlichen Opfer helfen wollten oder nicht. Für ihre Hilfsbereitschaft hätten sie selbst Elektroschocks erhalten, jedoch wären diese nicht mehr so intensiv gewesen und zwar für sie selbst und den vermeintlichen Mitteilnehmer. Hierbei wurde die Hirnaktivität der Probanden von den Forschern aufgezeichnet.

Die Auswertung

Bei der Auswertung der Studie wurde festgestellt, dass die Hilfsbereitschaft von zwei Hirnbereichen abhängig ist. Zum Einen ist es der vordere Teil der Inselrinde, der für Empathie und Mitgefühl zuständig ist und zum Anderen vom Nucleus accumbens, der im eigentlichen Sinne ein Teil des Belohnungszentrums ist. Allerdings ist dieser Teil auch für Schadenfreude und Rachegefühle verantwortlich. Die Teilnehmer waren bereit, ihrem gleichgesinnten Fan zu helfen, wenn die Inselrinde dominierte. Bedeutend weniger Mitgefühl zeigten die Probanden hingegen, wenn der Nucleus accumbens die Oberhand gewann und sie waren dann nicht bereit, zu helfen. Vor allen Dingen traten diese Gefühle ein, wenn der vermeintliche Fan der gegnerischen Mannschaft angehörte. Doch nicht nur die Zugehörigkeit der Gruppe spielte eine bedeutende Rolle, sondern genauso die persönliche Einstellung der Teilnehmer dem Opfer gegenüber.

Die Forscher berichteten, dass sich mehrere Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen ableiten lassen. Einerseits kann durch die Hirnaktivität vorhergesagt werden, ob man einem Menschen helfen will oder auch nicht. Andererseits lässt sich ebenfalls die Hilfsbereitschaft steigern, wenn eine Verbindung hergestellt und negative Emotionen dem anderen gegenüber abgeschwächt werden. Das können unter anderem persönliche Details sein, die man erzählt.