Wenn Lebensmittelallergien nicht erkannt werden

Zahlreiche Menschen sind von einer Lebensmittelallergie betroffen, bei vielen wird sie jedoch nicht erkannt. Häufig fehlen die Antikörper, die die Allergie verraten. Im Mund tritt ein plötzliches Brennen und Jucken auf, dass bereits durch einen kleinen Krümel Erdnuss verursacht wird. Der Körper wird mit roten Quaddeln übersät, der Blutdruck gerät in den Keller und häufig tritt sogar eine verminderte Luftzufuhr auf. Nur ein kleiner Krümel eines Lebensmittels kann im schlimmsten Fall dann einen anaphylaktischen Schock auslösen, der wirklich lebensbedrohlich sein kann. Eine solche Reaktion tritt bei ungefähr jedem fünften bis zehnten Allergiker auf, der kleinste Mengen des allergieauslösenden Stoffes zu sich nimmt.

Eine Allergie kann durch jedes Nahrungsmittel ausgelöst werden, sofern kleine Mengen von Eiweißstoffen enthalten sind. Selbst in Gemüse und Obst sind Eiweißstoffe zu finden. Im Obst beispielsweise identifiziert das Immunsystem spezielle Eiweißstoffe als fremd und wehrt diese dementsprechend ab. Auf Äpfel reagieren unter anderem Allergiker in Nord- und Mitteleuropa mit einem Jucken im Mund. Im südlichen Europa klagen Betroffene über Kreislaufbeschwerden, Magenprobleme und starke Hautausschläge.

Am Universitätsklinikum Erlangen ist der Allergologe Martin Raithel tätig, er sagt, dass bei Kindern eine Unverträglichkeit bei Milch, Ei und Nüssen besteht. Erwachsene hingegen vertragen schlecht Getreide und die neuen Lebensmittel, wie beispielsweise Lupinenmehl.

Lebensmittelverpackungen müssen allergieauslösende Inhaltsstoffe ausweisen

In der ganzen EU müssen auf Lebensmittelverpackungen die 14 bedeutendsten Inhaltsstoffe ausgewiesen werden, die eine Allergie auslösen können. Dazu zählen zum Beispiel

  • Sellerie,
  • Senf,
  • Milch,
  • Sesam,
  • Erdnüsse,
  • Muscheln,
  • Fisch,
  • Krebse,
  • Eier und
  • Getreide.

Unter Verdacht stehen beim Verbraucher oftmals die Nahrungsmittelzusatzstoffe, die nach Meinung von Raithel eine Nahrungsmittelallergie eher weniger auslösen, sondern höchstens für die Intoleranzreaktionen verantwortlich sind, die aber sehr selten auftreten. Eine solche Intoleranz kann unter anderem durch Schwefeldioxid ausgelöst werden. Zur Konservierung von Trockenfrüchten und Wein wird das stechend riechende Gas eingesetzt, um damit eine nicht schön anzusehende Farbe zu verhindern.

Auskunft soll der Allergietest bieten

Sind spezifische Antikörper des Typs IgE-Antikörper (Immunglobulin E) im Blut unterwegs, so wird das Immunsystem darauf ansprechen. Dabei tritt eine rote Färbung rings um die Hautstelle auf und es wird ein Jucken bemerkt. Sollte sich die Hautpartie nicht rot verfärben, so ist keine Allergie vorhanden. Dennoch kann eine andere Substanz in der Nahrung Beschwerden verursachen, die im Allergietest routinemäßig nicht überprüft werden.

Warum das Testergebnis irreführen kann, dafür weiß Raithel noch einen anderen Grund: Unter einem nicht zu erklärenden Dauerschnupfen leiden viele Menschen und jeder Dritte weist gegen Pollen keine IgE-Antikörper im Blut auf, dafür jedoch im Nasenschleim. Das dauernde Niesen dieser Betroffenen könnte auf die lokale Allergie zurückzuführen sein, die nicht im Blut sichtbar wird. Bereits im Jahr 2009 wurde dies von der Allergologin Carmen Rondon entdeckt, die in Spanien am Carlos Haya Spital tätig ist. Sie verlieh diesem Phänomen den Namen „lokale Organallergie“.

Rondons Entdeckung weckte das Interesse anderer Wissenschaftler

Der Allergologe Raithel führt Untersuchungen bei Patienten durch, die über Schmerzen im Unterleib klagen, also einen Reizdarm haben, der nicht durch bekannte Krankheiten zu erklären ist. Bei vielen Betroffenen wurden diese Probleme als psychosomatisch diagnostiziert und die Behandlung erfolgt mit Antidepressiva, so die Aussage von Martin Raithel. Auf IgE-Antikörper und Allergiezellen gegen bestimmte Lebensmittel untersucht der Allergologe das Darmgewebe. Bei einigen Patienten fand er wirklich solche Beweise einer Allergie.