Karies – können sich Löcher im Zahn selbst schließen?

Karies ist ein weit verbreitetes Problem in Deutschland. Die Löcher in den Zähnen werden häufig mit Inlays oder Füllungen verschlossen. Jetzt haben Forscher jedoch einen neuen Ansatz entdeckt, mit dem sich die Löcher in den Zähnen selbst schließen könnten. Ausgangslage war ein Alzheimer-Medikament, das derzeit getestet wird.

Kann Alzheimer-Medikament Zähnen bei Selbstheilung helfen?

Der noch experimentelle Wirkstoff gegen die Demenz soll den Zähnen dabei helfen, sich selbst zu heilen, so die Wissenschaftler, die ihre Untersuchungsergebnisse im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlicht haben. Dabei haben die Forscher das Mittel bereits an Mäusen getestet.

In ihre Zähne bohrten sie winzige Löcher, verwendeten aber keine klassische Zahnfüllung aus Amalgam, Kunststoff oder ähnlichem, sondern Kollagenschwämmchen, die mit dem Wirkstoff versetzt waren. Dieser Wirkstoff soll über einen Signalweg Stammzellen im Zahnmark stimulieren. Aus diesen Stammzellen soll körpereigenes Dentin gebildet werden, mit dem sich die Löcher in den Zähnen nach und nach von selbst wieder verschließen sollen.

Schon seit längerem ist bekannt, dass Zähne mit Hilfe solcher Stammzellen in der Lage sind, Löcher zu verschließen. Doch der bahnbrechende Erfolg der aktuellen Studie besteht darin, dass der Prozess zur Neubildung von Dentin nicht nur angestoßen wurde, sondern auch gezielt wieder beendet werden konnte. Die Kollagenschwämmchen lösen sich im Laufe der Zeit auf und die Konzentration des Wirkstoffs, der gegen Demenz getestet wird, reduzierte sich. Damit wird die weitere Dentin-Bildung gestoppt. In der Studie waren am Ende des Untersuchungszeitraums die Kollagenschwämmchen vollständig verschwunden und die Löcher in den Mäusezähnen verschlossen.

Wann können Menschen nach der neuen Methode behandelt werden?

Das Forscherteam vom Kings College in London rund um Paul Sharpe befasst sich bereits seit Jahren mit der Thematik, doch es wird noch lange dauern, bis der neue Lösungsansatz auf den Menschen übertragbar ist. Dennoch sind die Wissenschaftler zuversichtlich, dass man mit dem Ansatz auch größere Löcher behandeln könnte. Zudem wurde der Wirkstoff bereits am Menschen getestet, bisher blieben schwere Nebenwirkungen in diesen Tests weitgehend aus.

Trotzdem ist noch unklar, wie man das Verfahren auf den Menschen übertragen kann, da seine Löcher in den Zähnen deutlich größer als die bei den Mäusen sind. Bei den Mäusen war die Dentin-Bildung bereits nach sechs Wochen abgeschlossen. Beim Menschen könnte der Vorgang bis zu einem Jahr dauern.

Ein weiteres Problem ergibt sich zudem für alle Zahnarztphobiker: Selbst wenn die Methode eines Tages beim Menschen eingesetzt werden kann, muss zunächst der Kariesherd entfernt werden. Und dafür muss der Zahnarzt wohl auch in Zukunft bohren.

Quelle: dpa