Gesundheitskompetenz in Deutschland nicht zufriedenstellend

Die erste repräsentative Umfrage über die Gesundheitskompetenz der deutschen Bevölkerung hat Erschreckendes ans Licht gebracht: Über die Hälfte der Deutschen hat Probleme damit, den Ausführungen des Arztes zu folgen, die Informationen auf Beipackzetteln zu Medikamenten zu verstehen oder verschiedene Behandlungsoptionen korrekt einzuschätzen und zu bewerten. Etwas provokativ heißt es in der Studie, dass jeder zehnte Deutsche in Sachen Gesundheit zu den Analphabeten gezählt werden muss. Außerdem ergab sich in der Studie, dass 45 Prozent der Deutschen Probleme damit haben, die medizinischen Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen, richtig einzuschätzen und im Umgang mit eigenen Krankheiten zu nutzen. Auch die medizinischen Informationen, die der eigenen Gesunderhaltung nützen sollen, werden oft nicht richtig verstanden.

Deutsche Gesundheitskompetenz im Vergleich zu den Nachbarn

Im Vergleich zu unseren Nachbarländern, wie Dänemark oder den Niederlanden, steht Deutschland deshalb nicht gut da. Die deutsche Gesundheitskompetenz ist den aktuellen Daten zufolge unterhalb des europäischen Durchschnitts angesiedelt. Besonders Personen mit niedrigem Bildungsstand haben es schwer, die medizinischen Informationen richtig zu bewerten und zu verstehen. Probleme zeigten sich in der Studie aber auch bei älteren Personen und solchen mit Migrationshintergrund.

Selbst Patienten mit chronischen Erkrankungen, die im regelmäßigen Kontakt zu Ärzten und anderen medizinischen Einrichtungen stehen, zeigen Verständnisprobleme, wie Doris Schaeffler von der Uni Bielefeld, die Autorin der Studie, erklärt. Obwohl zahlreiche Informationen bereitgestellt werden, erreichen diese die Patienten offenbar nicht so wie gewünscht.

Geringe Gesundheitskompetenz führt zu vermehrten Arztbesuchen

Schaeffler erklärt weiter, dass eine geringe Gesundheitskompetenz zu vermehrten Behandlungen im Krankenhaus und der häufigeren Nutzung des ärztlichen Notdienstes führt. Insgesamt sei bei diesen Patienten zudem der Gesundheitszustand schlechter. Es treten auch häufiger chronische Leiden auf. In diesem Zusammenhang greift auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ein und fordert ein „Recht auf Verständlichkeit“.

Die Ärzte haben in diesem Zusammenhang bereits das Problem erkannt und versuchen, besser und verständlicher mit ihren Patienten zu sprechen. Dennoch werde in deutschen Arztpraxen zu wenig kommuniziert, so Schaeffler. Sie vergleicht einen Arztbesuch in Deutschland mit dem in Kanada. Dort dauert der Arztbesuch im Schnitt 15 Minuten und damit drei Mal so lange wie in Deutschland. Allerdings gehen die Kanadier auch seltener zum Arzt. Die Forderungen, Mediziner für verständlichere Diagnosen und Behandlungserklärungen besser zu bezahlen, wehrt Gröhe allerdings ab.

Quelle: epd

One thought on “Gesundheitskompetenz in Deutschland nicht zufriedenstellend

  • 20. Mai 2016 at 16:03
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    Wenn ich mir so ansehe, wie immer mehr und mehr Leute übergewichtig werden und sich furchtbar ernähren, glaube ich das mit der mangelnden Kompetenz aufs Wort!

    Grüße von Rudi (bin ratlos)

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