Warum die Blutgruppe entscheidend für die Gesundheit ist

Die Blutgruppe eines Menschen bestimmt über seine Gesundheit – das zumindest haben aktuelle Studien ergeben. Schon in der Antike ging man davon aus, dass sich das Temperament anhand des Blutes festmachen ließe, das durch den Körper des Betroffenen fließt. Vor gut einem Jahrhundert war es dann soweit, die Wissenschaft entdeckte die Blutgruppen des Menschen. Seither haben sich neue Mythen gebildet, Japaner gehen davon aus, dass sich aus der Blutgruppe der Charakter des Menschen bestimmen lässt, es wurden Diäten entwickelt, die auf die Blutgruppe abgestimmt sind und vieles mehr. Doch wissenschaftliche Belege für diese Thesen gibt es keine. Fakt ist jedoch, dass die Blutgruppe eines Menschen über dessen Gesundheit mitbestimmen kann, wie Forscher jetzt herausfanden.

 

Die vier großen Blutgruppen

 

Insgesamt wurden beim Menschen vier Blutgruppen festgestellt:

  1. A
  2. B
  3. AB und
  4. Null

Generell sind im Blut, egal welcher Blutgruppe, rote und weiße Blutkörperchen enthalten. Die Unterschiede liegen in den Antigenen, die sich auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen befinden. Diese Proteine können Reaktionen des Immunsystems auslösen und die Art der Antigene wiederum bestimmt die Blutgruppe, die vorliegt.

1900 wurde dies vom österreichischen Arzt Karl Landsteiner entdeckt. Er ermittelte insgesamt vier Antigene. Der Grundbaustein ist das H-Antigen, aus dem sich die Antigene A und B entwickeln können. Zudem kann der Körper aus dem Grundbaustein beide Antigene bilden, die Blutgruppe AB entsteht. Zusätzlich gibt es die Blutgruppe Null, die entsteht, wen keine A- oder B-Antigene entwickelt werden, sondern nur das H-Antigen vorhanden ist.

 

Blutgruppen-Antigene verantwortlich für Anfälligkeiten?

 

Die Oberflächenstrukturen der Antigene ähneln denen vieler Viren und Bakterien. Daher kann eine bestimmte Blutgruppe den Menschen anfälliger gegenüber bestimmten Bakterien und Viren machen. Das Immunsystem reagiert in diesem Fall schwächer, als es sollte. Auf andere Erreger dagegen kann das Immunsystem sehr viel stärker reagieren, so dass die Blutgruppe mit entscheidet, wie anfällig die Menschen für bestimmte Erkrankungen sind. Forscher nehmen deshalb an, dass sich in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Blutgruppen besonders stark ausgebildet haben.

Zu diesen Experten gehört auch Markus Lerch, Professor für Innere Medizin an der Uni Greifswald. Er gibt an, dass die Blutgruppe Null in Afrika besonders häufig auftritt. Diese sorgt dafür, dass die Menschen bessere Überlebenschancen bei einer Infektion mit Malaria haben. Allerdings sind sie anfälliger gegenüber Infektionen des Magen-Darm-Traktes. Die Blutgruppen A, B und AB schützen dagegen besser gegen die Pest. Die Forscher gehen nun davon aus, dass Krankheiten, die die Menschen über Jahrhunderte hinweg in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter dahingerafft haben, zu einer Selektion der Blutgruppen führten. Blutgruppen, die gegen diese Krankheiten am besten schützten, sollten weiter vererbt werden, so die Ansicht der Forscher.

Obwohl diese evolutionäre Entwicklung damals zu Vorteilen führte, brachte sie auch Nachteile mit sich. So konnten andere Prozesse durch die ererbte Blutgruppe nicht mehr so gut umgesetzt werden. Was früher kaum eine Rolle spielte, gewinnt heute aufgrund der deutlich höheren Lebenserwartung des Menschen zunehmend an Bedeutung.

 

Blutgruppen und Gedächtnisverlust

 

So hat sich eine Studie der University of Vermont in den USA mit dem Zusammenhang zwischen Gedächtnisverlust und Blutgruppen beschäftigt. Die Gesundheitsdaten von über 30.000 Amerikanern wurden für die Untersuchung ausgewertet. Die Probanden waren mindestens 45 Jahre alt und wurden über einen Zeitraum von vier Jahren beobachtet.

Der Gedächtnisverlust trat den Forschern zufolge besonders häufig bei den Personen auf, die die Blutgruppe AB hatten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit dieser Blutgruppe dement werden, soll den Forschern zufolge sogar um 80 Prozent höher liegen als bei Patienten mit der Blutgruppe Null. Diese erkrankten besonders selten am Gedächtnisverlust.

 

Blutgruppen und Gefäßkrankheiten

 

Die Wiener Professorin für Innere Medizin an der Uni Wien, Renate Heinz, hat ebenfalls herausgefunden, dass Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB ein höheres Risiko aufweisen, an Gefäßkrankheiten zu leiden. Der Verband Deutscher Kardiologen geht davon aus, dass sechs Prozent aller Herzerkrankungen auf die Blutgruppe zurückzuführen sind.

In den genannten Blutgruppen befinden sich mehr Gerinnungsfaktoren. Diese Eiweiße wirken blutstillend, wenn die Blutgefäße verletzt werden. Sie verbinden sich dafür mit den Blutplättchen und der Gefäßwand. Dadurch können Wunden sich schneller schließen. Jedoch verklumpt das Blut auch schneller, so dass sich Thrombosen entwickeln können.

Trotz dieser Erkenntnisse aus der Medizin, ist es den Forschern aber bislang nicht gelungen, eine Blutgruppe „absolut eindeutig“ als Risikofaktor für bestimmte Erkrankungen ausfindig zu machen. Allerdings könnte die Blutgruppe des Einzelnen Hinweise auf die Prozesse liefern, die in dessen Körper ablaufen. Weitere Forschungen sind hier aber zwingend nötig.

One thought on “Warum die Blutgruppe entscheidend für die Gesundheit ist

  • 23. Februar 2015 at 23:32
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    Wow. Ein echt toller und interessanter Artikel. Ich hatte keine Ahnung, wie sich die Blutgruppe auf die Gesundheit auswirken kann.

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