Welche Medikamente helfen bei einem Reizdarm?

Welche Medikamente beim Reizdarm eingesetzt werden können, kann pauschal nicht gesagt werden. Dies ist immer abhängig von den Symptomen, die doch sehr unterschiedlich ausfallen. Auch können sich die Symptome ändern und die Ursachen für das Reizdarmsyndrom liegen bis heute noch im Dunkeln. Im Vordergrund steht in der Regel eines der vier typischen Symptome des Reizdarms, das können Blähungen, Verstopfung, Durchfall oder Schmerzen sein. Damit die Lebensqualität verbessert werden kann, werden Medikamente eingenommen, die jeder Patient nach seinen Beschwerden auswählen muss.

Das gestörte Wechselspiel

Im kompletten Bereich des Bauchraums nehmen die Patienten die Beschwerden diffus wahr. Die Ärzte vermuten, dass die Ursache für die Beschwerden in einem fehlerhaften Verhalten zwischen Bauchhirn und Darmmuskulatur liegt. Eine wesentliche Beteiligung soll ebenfalls Serotonin, ein Botenstoff, haben. Zu Verstopfungen kommt es, wenn die Muskulatur des Darms spastisch verkrampft oder zu schlaff ist. Ist die Darmbewegung dagegen beschleunigt, tritt  das Gegenteil ein und es kommt zu Durchfällen. Bei einer Übersensibilität des Nervensystems kann ein ganz normaler Verdauungsvorgang, welcher den Darm nur leicht dehnt, zu starken Schmerzen führen.

Schmerzen und Krämpfe

Bei Darmbeschwerden können unterschiedliche Heilpflanzen aus der traditionellen Heilkunde eingesetzt werden, wie Kümmel, Fenchel, Anis oder Pfefferminze. Diese Heilpflanzen können als Tee getrunken, in Tablettenform oder als Tinktur auf Zucker oder in Wasser eingenommen werden. Die Wirkungen der Pflanzenstoffe sind entzündungshemmend, schmerzlindernd, entblähend, krampflösend oder beruhigend.

Bei starken Krämpfen sollten krampflösende Mittel eingesetzt werden, um die verkrampfte Muskulatur zu entspannen, wie Trospiumchlorid, Mebeverin oder Butylscopolamin. In einigen Präparaten sind Schmerzmittel mit krampflösenden Mitteln kombiniert. Schmerzmittel sollten nur bei starken Schmerzen und für eine kurze Zeit eingenommen werden, der Grund dafür sind das Abhängigkeitsrisiko und die Nebenwirkungen.

Eine weitere Alternative sind Antidepressiva bei einem schmerzhaften Reizdarm. Diese Alternative ist deshalb bekannt geworden, weil Serotonin für Depressionen, wie auch für den Reizdarm verantwortlich zu sein scheint.

Durchfall

Bei Durchfall muss zunächst der Flüssigkeits- und Mineralhaushalt ausgeglichen werden, es sollten täglich zwei bis drei Liter Mineralwasser, am besten stilles, getrunken und Salzstangen geknabbert werden. Ansonsten kann man auch fertiges Mineralstoffpulver, welches mit Wasser vermischt wird, für das Auffüllen des Elektrolythaushaltes nehmen. Ebenfalls gibt es noch die Durchfallmittel aus der Apotheke.

Einige Patienten mit Reizdarm greifen auf die Gerbstoffe zurück, die die Schleimhaut des Darms abdichten. Enthalten sind die Gerbstoffe in Eichenrindentee oder schwarzem Tee, der lange ziehen sollte. In Tablettenform sind die Gerbstoff-Präparate in der Apotheke erhältlich.

Bei einem starken Durchfall kann auch Loperamid für die Beruhigung der Darmmuskulatur verwendet werden. Es ist ein Stoff ähnlich wie Opium, macht allerdings nicht abhängig. Jedoch sollte dieses Mittel nur kurzfristig eingesetzt werden, bei einer längeren Anwendung sollte der Arzt konsultiert werden.

Ist der Durchfall aufgrund von Gallensäure entstanden, können Gallensäurebinder hilfreich sein. Diese werden im  Darm gebunden und erhalten keine Chance mehr, ihre Wirkungen zu entfalten und werden anschließend ganz normal ausgeschieden.

Verstopfung

Mit Quellstoffen kann der Verstopfung der Kampf angesagt werden. Sie reichern den Stuhl mit Faserstoffen an, die nicht verdaut werden können. Dadurch kommt es ebenfalls zu einer Auflockerung, was die Ausscheidung vereinfacht. Dabei ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, damit die Faserstoffe auch gut quellen können. Aufgrund der enthaltenen Schleimstoffe wird der Stuhl wieder sanft durch den Darm gleiten.

Mit kleinen Klistieren oder Zäpfchen kann ebenso einiges bei Verstopfung bewirkt werden. Dabei wird der Reflex des Stuhls durch Salze, wasserziehendes Glycerol oder Gasentwicklung gereizt. Ebenfalls wird dieser Reflex durch Milchzucker, Macrogol oder Lactulose ausgelöst, der in den Darm Wasser zieht.

Die Entleerung des Magens kann mit den so genannten Prokinetika beschleunigt werden und hilft gleichzeitig gegen Übelkeit und Brechreiz. Auch einige Heilpflanzen weisen diese Wirkung auf, wie beispielsweise Wermut, Süßholz, Kamille, Fenchel, Anis oder Kümmel. Als Tinktur oder Tee können sie angewendet werden. Bestimmte Hefekulturen oder Bakterien können eventuell Tätigkeiten im Verdauungsprozess mit durchführen und diesen beschleunigen.

Abführmittel sollten nur bei sehr starken Verstopfungen eingesetzt werden, da viele dieser Medikamente den Darm besonders träge und sogar abhängig machen können. Innerhalb von vier bis sechs Stunden wirken die modernen chemischen Stoffe, wie unter anderem Natriumpicosulfat oder Bisacodyl. Dagegen wirken Zäpfchen bereits nach einer halben bis ganzen Stunde und sind außerdem besser verträglich. Gleichermaßen können pflanzliche Abführmittel eingesetzt werden, wie solche aus Faulbaum, Sennesblättern oder Aloe, die ihre Wirkung jedoch erst nach acht bis zehn Stunden zeigen. Allerdings sollten auch diese nur kurzfristig verwendet werden, da sie im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

Blähungen

Ein vollkommen natürliches und stets auftretendes Nebenprodukt im Rahmen der Verdauung sind die Gase, die sich jedoch bei einem Reizdarm vermehrt bilden können, die sich als Winde verflüchtigen oder als Ansammlung im Darm festsetzen können, was wiederum die Blähungen verursacht.

Blähungen können durch eine erhöhte Schaumbildung während der Prozesse der Verdauung entstehen. Sollte das der Fall sein, so können Simeticon oder andere Medikamente, die entschäumende Wirkungen zeigen, hilfreich sein. Mit diesen Medikamenten verbinden sich die kleinen Gasbläschen zu deutlich größeren Bläschen. Dadurch lassen sie sich einfacher transportieren und ausscheiden. Der Vorteil ist, dass sie vom Körper nicht direkt aufgenommen werden und somit kaum Nebenwirkungen erzeugen.

Antidepressiva

Nur bei sehr starken Beschwerden eines Reizdarms sollten Antidepressiva eingesetzt werden, die eigentlich gegen Depressionen verschrieben werden. Mit diesen Medikamenten werden Wirkungen auf die Botenstoffe erzielt, die im Darmnervensystem vorkommen. Die so genannten trizyklischen Antidepressiva werden hierfür in erster Linie verwendet, ansonsten können auch Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) eingesetzt werden. Zwar ist bei den Antidepressiva keine Abhängigkeit gegeben, allerdings weisen sie zahlreiche Nebenwirkungen auf, die von der Müdigkeit über einen trockenen Mund bis hin zu Leberschädigungen reichen. Gezielt werden neue Medikamente entwickelt, die auf das Nervensystem des Darms wirken sollen.